Themen - Themen - Themen - Themen - Themen - Themen - Themen - Themen - Themen

Startseite > Themen > Medien > Die INSM und der Marienhof

ver.di wirft Unternehmerinitiative Medienmanipulation vor

Berlin (epd). Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat am Dienstag eine umfangreiche Überprüfung aller Medienaktivitäten der «Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft» (INSM) gefordert. Durch eine von der ARD veröffentlichte Kundenliste war zuvor bekannt geworden, dass die INSM gegen Bezahlung politische Themen in der populären Fernsehserie «Marienhof» platzieren ließ. «Ein solcher Fall von Manipulation übertrifft alle bisherigen Vermutungen über verdeckte Einflussnahmen durch die INSM», kritisierte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke.

Nach ARD-Angaben wurde das Thema «Neue soziale Marktwirtschaft» im Jahr 2002 sieben Mal für 58.670 Euro in der Fernsehserie platziert. Mehrere Szenen und Dialoge im «Marienhof» drehten sich um INSM-Anliegen wie Wirtschaft, schlanker Staat und Steuern. Die Integration dieser politischen Ideenwerbung wurde ohne Wissen der ARD von einer Placement-Agentur in Zusammenarbeit mit der Serienproduzentin Bavaria Film besorgt. «Marienhof» wird von besonders vielen jungen Zuschauern gesehen.

Gewerkschafter Werneke erklärte dazu: «Offenbar scheut man die offene Auseinandersetzung über die sozialen und beruflichen Perspektiven von Jugendlichen und schleicht sich stattdessen in Jugendmedien ein.» Gerade die Gründungsmitglieder der INSM könnten sich jetzt nicht aus der Verantwortung stehlen, sagte Werneke und verwies auf Prominente wie Friedrich Merz (CDU), Florian Gerster (SPD) und den Präsidenten der Freien Universität Berlin, Prof. Dieter Lenzen.

Die INSM hatte ihr Engagement im «Marienhof» bereits in der vergangenen Woche verteidigt. Ihr sei es darum gegangen, «Grundkenntnisse über unsere Wirtschaftsordnung» zu vermitteln sowie dem jungen Fernsehpublikum die «Bedeutung eigenen Engagements bei der Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle» nahe zu bringen, erläuterte Geschäftsführer Dieter Rath dem epd. Diese Themen hätten dem Bildungs- und Informationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens entsprochen.

Die Medienaktivitäten der INSM gerieten zunehmend in die Kritik unabhängiger Beobachter, erklärte Werneke weiter. Nicht nur Gewerkschaften und Journalistenverbände, auch Verleger und Rundfunkveranstalter seien aufgerufen, «gegen Medienmanipulation jeder Art einzuschreiten». Die INSM solle unverzüglich all ihre Medienaktivitäten offen legen.

Die INSM war Werneke zufolge vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründet worden, um in der Öffentlichkeit politische Thesen im Sinne der Wirtschaft zu verbreiten. Dafür stehe über mehrere Jahre ein Budget im hohen zweistelligen Millionenbereich zur Verfügung. Die Organisation und ihre prominenten Unterstützer stünden zumeist CDU oder FDP nahe. (10436/20.9.2005)

epd ili jup



Startseite Aktionsbündnis Sozialproteste